Inkontinenz

 

Das Wichtigste in 30 Sekunden

  • Inkontinenz ist die fehlende Fähigkeit, Blasen- oder Darminhalt einzuhalten und kontrolliert abzugeben.
  • Häufige Formen der Harninkontinenz oder Blasenschwäche sind Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz sowie Mischformen.
  • Ursachen sind z. B. Bindegewebsschwäche nach Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht, bestimmte Medikamente, Operationen, hohe körperliche Belastungen, chronischer Husten, Verstopfung und Nervenerkrankungen.
  • Wichtig ist eine rechtzeitige Therapie, um eine Verschlechterung zu verhindern.
  • Eine Behandlung ist mit physikalischen, medikamentösen und operativen Therapien möglich.
  • Zur Vorbeugung sollte man den Beckenboden trainieren, schonende Sportarten betreiben, Übergewicht reduzieren, Verstopfung meiden und ausreichend trinken.

Was ist eine Inkontinenz?

Als Inkontinenz bezeichnet man die man die fehlende Fähigkeit, den Blasen- oder Darminhalt sicher einzuhalten und selbst zu bestimmen, wann und wo er entleert werden soll1. Es kommt zum ungewollten Verlust von Urin oder Stuhl. Der Fachbegriff für die unfreiwillige Blasenentleerung heißt Harninkontinenz. Häufigste Formen der Harninkontinenz sind die Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz), die Dranginkontinenz (überaktive Blase) sowie deren Mischform.

Wie entsteht eine Harninkontinenz?

Die Belastungsinkontinenz oder Stressinkontinenz entsteht durch einen geschwächten Beckenboden oder eine Schädigung des Bandhalteapparats. Diese führen zu einer Störung im Bereich des Harnröhrenverschlusses. Bei der Dranginkontinenz kann aufgrund eines überempfindlichen Blasenschließmuskels der Harndrang nicht unterdrückt werden. Die Blase zieht sich bei geringem Füllstand zusammen und verliert Urin. Auch hormonelle Veränderungen, Entzündungen, Nervenschädigungen, bestimmte Medikamente, Erkrankungen, Fehlbildungen und Operationen können zur Inkontinenzentstehung beitragen2.

Wie erkennt man eine Inkontinenz?

Menschen mit Harninkontinenz können den Harndrang teilweise oder ganz nicht mehr kontrollieren. Manche verlieren ungewollt Urin beim Husten, Lachen oder körperlicher Belastung. Andere verspüren ständig einen starken Harndrang – ein Teil der Betroffenen schafft es bis zur Toilette, ein Teil kann die Blasenentleerung nicht aufhalten3. Bei manchen Inkontinenz-Formen verspüren Betroffene keinen Harndrang und verlieren dennoch Urin. In einigen Fällen treten auch Entzündungen oder Schmerzen im Bereich von Harnröhre und Blase auf.

Welche Ursachen gibt es für eine Inkontinenz?

Die möglichen Inkontinenz-Ursachen sind vielfältig. Bei der Frau liegt oft eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur vor. Schwangerschaften, Geburten, hormonelle Veränderungen und eine Gebärmutterabsenkung können Auslöser sein. Beim Mann ist eine vergrößerte Prostata oder eine Prostata-Operation häufige Ursache4. Weitere Faktoren sind schwere körperliche Arbeit, Übergewicht, Harnwegsentzündungen, Harnleiter- oder Blasensteine sowie Tumoren und Fehlbildungen in diesen Organen. Nervenerkrankungen wie Morbus Parkinson, Alzheimerdemenz, Hirntumore und Schlaganfälle können ebenfalls Harninkontinenz Ursachen sein oder zur Stuhlinkontinenz führen.

Wie wird eine Harninkontinenz diagnostiziert?

Betroffene schildern dem Arzt zunächst ihre Krankengeschichte, eventuelle Vorerkrankungen und Medikationen. Der Harn wird auf Infektionszeichen analysiert. Blase, Harnröhre und andere Organe werden mit Ultraschall kontrolliert. Die Frau wird gynäkologisch untersucht, der Zustand der Beckenbodenmuskulatur und eine mögliche Gebärmutterabsenkung überprüft. Beim Mann werden Enddarm und Prostata abgetastet. Die Harnblasenfunktion wird mittels urodynamischer Messung kontrolliert und die Menge des Restharns bestimmt. Eventuell erfolgt eine Blasenspiegelung. Ein Trink- und Blasentagebuch (Miktionsprotokoll) unterstützt die Diagnostik.

Wie wird eine Blasenschwäche behandelt?

Die Therapie der Inkontinenz richtet sich individuell nach der Art und Ausprägung der Symptome. Frauen wird meist ein Beckenbodentraining empfohlen. Bei Östrogenmangel kann eine örtliche Behandlung mit Hormonpräparaten helfen. Übergewicht sollte reduziert werden. Wenn bestimmte zugrundeliegende Erkrankungen behandelt werden, kann sich die Harninkontinenz bessern. Durch Elektrostimulation können Nerven an der Harnblase dazu angeregt werden, besser zu funktionieren. Auch Blasentraining (Miktionstraining), medikamentöse Behandlungen und operative Methoden sowie Botulinumtoxin-Injektionen können zum Einsatz kommen.

Inkontinenz: Wie sind die Heilungschancen?

Harninkontinenz ist sehr häufig heilbar. Den meisten Menschen kann mit wirksamen Behandlungen geholfen werden – von Verhaltenstraining und Physiotherapie über Medikamente bis hin zu Operationen. Patienten selbst können Lebensstilfaktoren wie Gewicht, körperliche Aktivität, richtiges Trinken und Entspannung beeinflussen. Bei schweren Nervenschäden ist häufig jedoch keine Heilung möglich. Dafür können anatomisch angepasste Medizinprodukte betroffenen Frauen und Männern zu mehr Lebensqualität verhelfen. Dazu zählen z. B. aufsaugende Produkte und Katheter.

Welche Maßnahmen stehen zur Früherkennung und Vorbeugung zur Verfügung?

Sobald man Anzeichen für eine Blasenschwäche spürt, sollte man ärztliche Hilfe suchen. Wer aus Scham darüber schweigt, kann Erkrankungen verschleppen und Beschwerden verschlimmern. Zur Inkontinenz-Vorbeugung sollten Frauen nach der Geburt den Beckenboden trainieren5. Wer Sport treibt, sollte den unteren Beckenbereich keinem starken Druck aussetzen. Schwimmen, Nordic Walking oder Radfahren sind daher eher zu empfehlen als Jogging. Übergewicht, Verstopfung und chronischem Husten sollte man entgegenwirken und immer ausreichend trinken.

Woran erkennt man eine gute Klinik für Inkontinenz?

Eine gute Klinik für Blasenschwäche oder Stuhlinkontinenz ist umfassend für die Diagnostik dieser Erkrankungen ausgestattet. Sie verfügt über Spezialisten mit umfangreicher Erfahrung in der Diagnose und in der konservativen, der medikamentösen wie auch in der operativen Behandlung. Wichtig ist zudem eine enge Zusammenarbeit der Blasenschwäche-Spezialisten mit Fachärztinnen und Fachärzten der Gynäkologie, Chirurgie, Neurologie, Geriatrie, der physikalischen Therapie und weiterer Fachgebiete.

 

 

FAQ – Häufige Fragen zum Thema Inkontinenz

Welche Formen der Blasenschwäche gibt es?

Sind vor allem ältere Menschen von Inkontinenz betroffen?

Wie viel soll man bei Blasenschwäche täglich trinken?

Wie lange sollte man nach der Geburt Beckenbodentraining machen?

Was sollten Frauen im Klimakterium über Blasenschwäche wissen?

Wie hängen Prostata und Inkontinenz zusammen?

Wozu dient ein Miktionstagebuch?

Wie verläuft ein Blasentraining?

Blasenschwäche-Behandlung: Welche medikamentösen Therapien helfen?

Welche operativen Behandlungen gibt es bei Inkontinenz?

Quellenliste

1 Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.: „Harn- und Stuhlkontinenz (Blasen- und Darmschwäche)“, Frankfurt a. M., 03/2023, S. 4, https://www.kontinenz-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2023/04/Informationsbroschuere-DKG_Harn-und-Stuhlinkontinenz_03-2023.pdf (Zugriff am 24.04.24)

2 KontinenzZentrum: „Inkontinenz (unfreiwilliger Urinverlust)“, https://www.kontinenzzentrum.ch/de/kompetenzen/inkontinenz.html (Zugriff am 24.04.24)

3 Frauenärzte im Netz: „Harninkontinenz: Ursachen & Krankheitsbilder“, 04.06.2018, https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/harninkontinenz/ursachen-krankheitsbilder/ (Zugriff am 24.04.24)

4 KontinenzZentrum: a. a. O.

5 Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V.: „Was tun bei Harninkontinenz“, 1/2013, S. 6 f. https://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/Inkontinenz.pdf (Zugriff am 24.04.24)

6 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.: „Überaktive Blase“, AWMF 015/008, Stand: September 2006, https://www.agub.de/fileadmin/agub/leitlinien/downloads/2010/ueberaktive_blase_03.pdf

(Zugriff am 24.04.24)

7 Schlatter, Ch.: „Inkontinenz. Gute Beratung schenkt Lebensqualität“, In: Pharmazeutische-zeitung.de, 27.08.2010, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-352010/gute-beratung-schenkt-lebensqualitaet/ (Zugriff am 24.04.24)

8 inkontinenz-behandlung.at: „Menopause: Wenn die Hormone aus dem Gleichgewicht geraten“, https://www.inkontinenz-behandlung.at/menopause/ (Zugriff am 24.04.24)

9 Deutsche Kontinenz Gesellschaft: „Wie Sie Ihren Arzt unterstützen können“, https://www.kontinenz-gesellschaft.de/fuer-patienten/infomaterial/miktions-stuhltagebuch/ (Zugriff am 24.04.24)

10 gesundheitsinformation.de: „Wie funktioniert ein Blasentraining?“, aktualisiert 11.01.2023, https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-ein-blasentraining.html (Zugriff am 24.04.24)